Eine 1938
geborene Berlinerin
berichtet über ihre außergewöhnlichen Erlebnisse mit Séancen und ihrem faszinierenden Großvater!
„In Zeiten der Ungewissheit und Sorge greifen Menschen zu den unterschiedlichsten Hilfsmitteln um in schwierigen Situationen zurechtzufinden."
Vor fast genau 100 Jahren
geriet die Welt wegen der Folgen des 1. Weltkrieges
und der Spanischen Grippe
aus den Fugen. Auch der zweite Weltkrieg
war ein einschneidendes Ereignis. Die Menschen in den Städten, die den verheerenden Bombenangriffen ausgeliefert waren, konnten nie wissen, ob sie ihre Angehörigen oder ihre Bleibe behalten würden oder sogar selbst Opfer würden. Die Menschen suchten nach Auswegen, Perspektiven und Erleichterungen. Ein gebräuchliches Hilfsmittel waren die spiritistischen Sitzungen, auch Séancen genannt.
Die Ungewissheit und Sorge um den nächsten Tag, erfasste auch meine Familie. Auch sie suchten Antworten. Zu dieser Zeit, in dieser Situation der Ausweglosigkeit war mein Großvater Hermann
der Helfende. Regelmäßig setzte sich die Familie
(Großeltern, Eltern, Tante Herta, die ihren Verlobten an der Front
hatte), zu spiritistischen Sitzungen
in der Wohnung zusammen.
Wie wurde vorgegangen in
spiritistischen Sitzungen?
Zuerst wurde der Raum verdunkelt. Die Teilnehmer setzten sich an einen hölzernen Tisch. Der Tisch musste
unbedingt geleimt sein, auf keinen Fall genagelt. Jeder Teilnehmende legte die Handflächen auf den Tisch. Dann wurden die Verstorbenen namentlich aufgerufen und durch das Medium, meinen Opa Herman, befragt. Es konnte nur mit Ja, einmal wahrzunehmendes Klopfen oder Rumpeln oder Nein, zweimaliges Klopfen geantwortet werden. Aber es wurde auch manchmal geschrieben: Jeder bekam Papier und Bleistift und eine magische Kraft führte die Hand und übermittelte eine Botschaft aus dem Reich der Toten.
Über den Sinn der Sitzungen mag ich nicht urteilen, ich war ein Kind
und schlich mich eher heimlich zu den Séancen dazu, die Erwachsenen dachten stets ich schliefe bereits. Ganz gewiss schöpften alle Teilnehmenden aus den Séancen Mut und Kraft für die nächsten ungewissen Tage in ihrem Leben.
Mein Großvater, das Medium.
Mein Großvater Herman
war für mich ein sehr wichtiger Mensch in meiner Kindheit. Er sprach fließend Russisch und Französisch, war sehr musisch, spielte Klavier und Geige und zeichnete wunderschöne Landschaftsbilder. Für einem Mann dieser Zeitepoche war er außergewöhnlich meditativ. Er achtete sehr auf seine Gesundheit, machte jeden Morgen meditative Atemübungen am weit geöffneten Fenster und trank danach immer ein Gläschen Holundersaft. Es umgab ihn eine besonders liebevolle, warme und mystische Aura.
Zum Kriegsende erkrankte er, wie so viele ältere Menschen, an der Ruhr. Am Abend vor seinem Tod, er war schon einige Wochen bettlägerig, rief er die Familie zu sich ans Bett, um sich, wie er sagte, von uns allen zu verabschieden. Keiner wollte wahrhaben, dass sein Ende nun nahte. Er war jedoch fest davon überzeugt, wusste es besser, aufgrund seines guten Drahtes ins Jenseits. Und tatsächlich, er starb
noch in derselben Nacht. Vorher flüsterte er mir zu, dass er ein Zeichen für mich senden würde. Und wie verhielt es sich mit dem angekündigten Zeichen?
Meine Großvater hatte jahrelang einen Hund, den ich nicht kannte, da er vor meiner Geburt starb. 1947, fuhr mein Vater übers Land, um Essbares zu besorgen. Bei diesem Ausflug lief ihm plötzlich ein Hund
hinterher, der genauso aussah wie der Hund meines Großvaters. Mein Vater erkannte ihn als erstaunliches Ebenbild
sofort wieder. Er brachte ihn mit nach Hause und dieser Hund wurde mein enger, treuer, liebevoller Begleiter meiner Kindheit. War es das Zeichen was mein Großvater mir senden wollte? Ich hoffe und wünsche es mir sehr!“
Aufgeschrieben für GhostHunter.app
von Linda Tietz.